[Mission] Meine Reise von einer durchschnittlichen K-Konsumentin zum K-Holic

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Der folgende Artikel ist eine kleine Zeitreise in meine Vergangenheit. Von meinem ersten Kontakt mit Korea bis hin zum absoluten Fan der koreanischen Kultur vergingen mehr als 30 Jahre. Doch wie wurde ich von einer durchschnittlichen K-Konsumentin zu einem K-Holic? Im folgenden Artikel habe ich die wichtigsten Meilensteine meiner persönlichen Korea-Geschichte zusammengetragen.

Alles begann in den 80er Jahren

Als ich zum ersten Mal gefragt wurde, wie und vor allem wann sich mein Interesse an Korea und der koreanischen Kultur entwickelt hat, war die Frage gar nicht so leicht zu beantworten. Denn eigentlich begann alles in den 80er Jahren in meiner Grundschulzeit, als das Restaurant einer befreundeten koreanischen Familie zum Vereinshaus des Heimat-Dorfes wurde. Dort fanden Treffen und Feiern statt und man konnte selbstverständlich auch gut essen. Die Kinder der Familie gingen in die gleiche Schule wie ich und der Familienvater war Taekwondo Großmeister und Mitglied im Nationaldemonstrationsteam Korea und weckte durch seine Taekwondo-Vorführungen das Interesse der Bevölkerung. So wurden meine Schulkameradinnen und -kameraden zu seinen Taekwondo-Schülerinnen und -Schülern. Das Training war sehr geprägt von den fünf Grundsätzen des Taekwondo (Höflichkeit, Integrität, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und Unbezwingbarkeit) und auch wenn ich persönlich nie seine Schülerin war, so wurden diese fünf Grundsätze durch meine Schulkolleginnen und -kollegen an mich weitergetragen. Wenn ich darüber nachdenke, dann hat mich diese Zeit sehr geprägt. Leider besitze ich aus dieser Zeit keine eigenen Fotos mehr, weshalb ich auf Beispielfotos zurückgreifen muss (Foto ausgetauscht).

Taekwondo-Mannschaft „Taeroes“ Taekwondo Heroes
Taekwondo-Mannschaft „Taeroes“ Taekwondo Heroes

Nach dem Wechsel auf eine weiterführende Schule brach der Kontakt zur koreanischen Familie ab und damit fehlten mir auch die Gelegenheiten, mich weiter mit der koreanischen Kultur beschäftigen zu können. Aber auch der Zeitmangel und die fehlenden Möglichkeiten – damals war es ohne Internet schwerer, an Informationen zu kommen – waren schuld daran, dass meine Aktivitäten in dem Bereich nachließen. 

Korea in der virtuellen Welt Second Life

Das Interesse für die koreanische Kultur ging allerdings nie verloren und kurz nach der Jahrtausendwende entstand die virtuelle Welt Second Life, deren Besonderheit es ist, dass sie von Benutzerinnen und Benutzern gestaltet werden kann. Trends finden sehr schnell einen Weg in diese virtuelle Welt und so gab und gibt es Regionen, die nach dem Vorbild von koreanischen Städten gebaut und in denen Communities gebildet wurden. 

Als der K-Pop-Star PSY 2012 mit „Gangnam Style“ seinen weltweiten Hit landete und sich der Begriff „K-Pop“ immer mehr verbreitete, sprach es sich auch in Second Life herum. Und seitdem ist K-Pop dort nicht mehr wegzudenken. K-Pop-Fans aus aller Welt erstellen ihre Avatare nach dem Vorbild ihrer Idole, finden Gleichgesinnte und haben so die Möglichkeit, sich Korea ein klein wenig näher zu fühlen. Und so habe auch ich mich dort sehr aufgehoben gefühlt. Es ist auch in Second Life die Liebe zur koreanischen Kultur und vor allem zur Popkultur, die Menschen zusammenbringt und Freundschaften entstehen lässt.

Oben: Koreanische Idol-Avatare in Second Life während einer Tanz-Show. Links unten: Mein Avatar vor einem koreanischen Restaurant in Second life und rechts unten während eines Korean BBQ in Second Life. Fotos: Eigene Screenshots aus Second Life.

Die koreanische Welle „Hallyu“: Musik, K-Dramen und K-Beauty

Ich bekam von meinen neuen Freundinnen und Freunden nicht nur im Bereich K-Pop viele neue Empfehlungen, sondern auch im Genre Indie-K-Rock. Diverse Streaming-Services machten es möglich, neue und alte koreanische Musik zu entdecken und so besuchte ich im Januar 2024 mein erstes K-Rock-Konzert (Rolling Quartz). Gleichzeitig begann ich, mich für K-Beauty-Produkte zu interessieren und diese zu nutzen (eine K-Beauty-Routine ist wie ein kleiner Urlaub). Ich begann, die koreanische Sprache zu lernen, Hangul zu lesen und auch zu schreiben. Die entdeckte Musik half mir durch die Songtexte dabei, meine Lese-Fähigkeiten und meine Aussprache zu verbessern. Da es mir schon beim Erlernen der englischen Sprache half, wenn ich Serien und Filme im Original-Ton schaute, versuchte ich diese Methode auch bei der koreanischen Sprache und hatte Erfolg damit. 

Die Covid-19-Pandemie brachte mich durch den Lockdown auch dazu, mich mehr mit Streaming-Plattformen für Filme und Serien auseinander zu setzen. Ich hatte mehr Zeit zur Verfügung, da ich leider nichts außer Haus unternehmen konnte, und es hatte eine sehr positive Wirkung auf mich, ein K-Drama nach dem anderen zu schauen.  So stieß ich 2020 auf das Drama „Itaewon Class“, welches mich sofort in den Bann zog. Ich war also nach über 30 Jahren wieder mittendrin und konnte das, was ich in den 80er Jahren kennengelernt habe, fortsetzen. 

Wieso man hungrig keine K-Dramen schauen sollte

Ich lernte sehr schnell, dass man hungrig keine K-Dramen schauen sollte, denn in den meisten von ihnen wird gerne gegessen und getrunken. Egal ob gebratener Reis, Kongnamul Guk (Sojabohnensprosse-Suppe), Sundubu Jjigae (scharfer Eintopf mit Tofu), Sukju samgyup bokkeum (unter Rühren frittierter Schweinebauch mit Sojabohnensprossen) oder Jjampong (scharfe Meeresfrüchte Suppe mit Nudeln): Es sah alles so lecker aus, dass ich relativ schnell lernen wollte, wie ich die koreanischen Gerichte selbst kochen kann. Es wurde beinahe zum Ritual, dass ich mir zu meinem nächsten ausgesuchten K-Drama auch gleich ein passendes Gericht gekocht habe. Wer das K-Drama „Crash Landing On You“ kennt, der weiß, dass auch in diesem Drama weitere kulinarische Highlights lauern. Und schon war ich wieder motiviert, Neues auszuprobieren.

Die Begeisterung für die koreanische Küche (Hansik) hält bis heute an und neben meinen eigenen Kochkünsten bin ich immer auf der Suche nach einem guten koreanischen Restaurant, wenn ich eine Städtereise geplant habe. „Nahrung ist die beste Medizin“ (In Korea ist man davon überzeugt, dass Nahrung eine heilende Wirkung hat) und dank der koreanischen Küche schaffte ich es, innerhalb eines Jahres meine Ernährung so umzustellen, dass ich mich gesundheitlich viel besser fühlte. 

Alle Fotos stammen aus einem meiner Lieblings-Restaurants in Hamburg, dem Seoul 1988. Links oben: Der Eingang des Restaurants im Stil einer U-Bahn-Station in Seoul. Oben Mitte: 80er Jahre Dekoration „Star-Video“. Unten links: Scharfes, gebratenes Schweinefleisch für „Ssam“. Unten Mitte: Karaoke-Anlage im Restaurant. Rechts: Fotoaufkleber von einem alten koreanischen Photobooth, der auch im Restaurant steht. Fotos: Andrea Jaeckel-Dobschat.

„Glaubst du an Magie?“ (Annara Sumanara) – wie ich zum K-Holic wurde

Weg vom Essen, zurück zu den K-Dramen. Denn das nächste Drama hat weniger mit Kulinarik und mehr mit Magie zu tun. 2022 stieß ich auf ein K-Drama namens „Annara Sumanara“ mit Schauspieler Ji Chang Wook als Magier in der Hauptrolle. Es ist eine Verfilmung des gleichnamigen Webtoons von Ha Il-Kwon und die Story eroberte sofort mein Herz. Ich wollte meine Liebe zu diesem Webtoon und der Serie auf meiner Haut verewigen und begann damit, ein Tattoo zu entwerfen. Doch wer sollte es tätowieren? In Frage kam nur ein koreanischer Tätowierer hier in Deutschland, bei dem ich mir sicher war, dass keine versehentlichen Schreibfehler eingebaut werden und der mir sagen konnte, ob die Art des Tattoos unangemessen ist. 2023 wurde der Anfang gemacht und noch in diesem Jahr werden weitere Ideen umgesetzt, um am Ende ein stimmiges Motiv zu besitzen.

Links: K-Drama schauen und essen zum Feierabend. Hier mein Favorit „Annara Sumanara“. Rechts: Mein K-Drama und Webtoon-inspiriertes Tattoo, gestochen von einem koreanischen Tattoo-Artist in Deutschland („Glaubst Du an Magie?“). Fotos: Andrea Jaeckel-Dobschat.

Kulturaustausch Deutschland – Korea

2023 habe ich mich zum ersten Mal als Honorary Reporter (Ehrenberichterstatter) beworben und wurde ausgewählt. Die Honorary Reporter sind Mitglieder eines Programms des koreanischen Kultur- und Informationsdienstes (KOCIS), der dem Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus untersteht. Ich freue mich sehr darüber, durch dieses Programm mehr über die koreanische Kultur zu erfahren, diese zu verbreiten und den weltweiten Kulturaustausch zu fördern. Und vor allem genieße ich es, mich auch mit anderen Korea-Fans zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. 

So ergab sich kurz nach meiner Ernennung zum Honorary Reporter die Möglichkeit, in meiner Heimatstadt am ersten Treffen zur Gründung des virtuellen Saarlandbüros Seoul teilzunehmen. Das Ziel dieses virtuellen Büros ist es, den saarländisch-koreanischen interkulturellen Austausch zu fördern. Und für 2024 sind viele Events zum Thema Korea geplant: Vorträge, Kochkurse, gemeinsame Grillabende und Ausflüge. Ich bin sehr gespannt, welche weiteren Veranstaltungen folgen werden und freue mich, ein Teil davon zu sein und mitwirken zu dürfen. 

Oben links: v.l.n.r.: Michael Hartz (SHS Foundation), Prof. Dr. Rolf Hempelmann (Deutsch-Koreanische Gesellschaft e.V.), Jae-Sun Byun (KIST Europe, Principal Researcher) und Uwe Conradt (Oberbürgermeister von Saarbrücken) zeigen zwei saarländische Butterkuchen mit Saarland Wappen und koreanischer Flagge während dem ersten Saarlandbüro Seoul-Meet-up im Mai 2024. Rechts oben: Die beiden Butterkuchen. Links unten: Meine Honorary Reporter Ernennungsurkunde mit dem Presse-Kit. Unten rechts: Meine Teilnahme am ersten Workshop der Honorary Reporters mit Professor Aiden J Hwang. Fotos: Andrea Jaeckel-Dobschat.

Fazit: 

Meine Begeisterung und mein Interesse für Korea werden nicht weniger. Im Gegenteil. Ich lerne täglich Neues und freue mich, dass ich im Gegensatz zu früher viel leichter an Informationen komme, Gleichgesinnte treffen und mich selbst einbringen kann, wenn es darum geht, meine Liebe zu Korea weltweit zu kommunizieren. Leider habe ich es bisher noch nicht geschafft, nach Korea zu reisen, aber das werde ich nachholen und freue mich schon sehr darauf. Bis dahin nutze ich jede Gelegenheit, koreanische Kultur in Deutschland zu erleben und darüber zu berichten.


Dieser Artikel wurde auch bei den Honorary Reporters veröffentlicht.

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